Wie der optimale Betrieb von Individualsoftware aussieht, darum geht es immer wieder in Gesprächen mit unseren Kunden. Aus unserer Erfahrung ist für eine optimale Individuallösung nicht nur die Software wichtig, sondern auch der durchdachte Betrieb. Oder anders ausgedrückt: Nur eine sinnvolle, für das Unternehmen passende Kombination aus Software und Betrieb ergibt eine effiziente und effektive Individuallösung.
Welche Fragen sich Unternehmen bei der Einführung oder Migration einer Individuallösung zum Systembetrieb stellen sollten, wollen wir in diesem Blogbeitrag beleuchten. Denn ähnlich einem Lastenheft für die Softwareentwicklung, braucht es auch ein „Lastenheft“ für den Systembetrieb einer Individuallösung. Hier fließen sowohl technische Anforderungen als auch Rahmenbedingungen wie z.B. Ressourcen, eigene Kompetenz ein.
Woraus besteht eigentlich der „Betrieb“?
Um verständlich zu machen, was ein Betrieb beinhaltet, haben wir ein einfaches Modell gewählt (siehe Grafik unten). Wir betrachten die Betriebsaufgaben anhand der verschiedenen Ebenen in der Systemarchitektur und der Betriebsleistungen, die auf der jeweiligen Ebene erbracht werden.
Auf den „Betriebsschnitt“ kommt es an
Ein „Betriebsschnitt“ regelt die Aufgaben und die Verantwortung beim Systembetrieb sofern mehr als ein Unternehmen am Betrieb beteiligt ist. Wie sich die Aufgaben verteilen, hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Individualsoftware on premise, als Hosting oder nativ in der Cloud betrieben wird.
Übernimmt ein Unternehmen den Systembetrieb vollständig, so können alle Aufgaben relativ einfach verwaltet und aufeinander abgestimmt werden. Anders sieht es aus, wenn Betriebsaufgaben auf zwei oder mehr Unternehmen verteilt sind. Dann muss ein „Betriebsschnitt“ definiert werden. Das heißt konkret: In diesem Fall ist klar zu regeln, wer für welche Aufgabe zuständig ist und wie die Abhängigkeit der Aufgaben untereinander berücksichtigt wird. Dabei zeigt sich oft, dass bestimmte Tätigkeiten im Systembetrieb nur gemeinsam geplant und durchgeführt werden können, um einen reibungslosen Betrieb der Individuallösung zu gewährleisten.
Wir stellen nachfolgend drei grundsätzliche Betriebsformen vor: Betrieb im eigenen Rechenzentrum (on premise), im Rechenzentrum eines Dienstleisters (Hosting) und nativer Betrieb in der Cloud (Cloud). Die Betriebsaufgaben übernehmen Unternehmen (Nutzer), Hersteller und ein oder mehrere Dienstleister.
Betrieb von Individualsoftware im eigenen Rechenzentrum
Im eigenen Rechenzentrum betreiben Unternehmen ihr System nahezu allein. Dabei trifft man am häufigsten auf einen „Betriebsschnitt“ über der Ebene der Middleware (siehe Grafik), d.h. nur wenige Aufgaben auf Applikationsebene werden vom Hersteller erbracht. In der Praxis heißt dies: Wenig Abstimmungsbedarf fördert den stabilen Systembetrieb.
Dieser Betriebsschnitt erlaubt eine hohe Kontrolle und Flexibilität bezüglich Betriebsdetails (Patches, Upgrades, etc.). Es benötigt aber beim Nutzer ein eigenes Rechenzentrum sowie Personal mit entsprechender Qualifikation. Das wiederum bedeutet, dass langfristige Investitionen notwendig sind, einhergehend mit entsprechenden Rahmenbedingungen.
Hosting – der Klassiker weitergedacht
Einen Schritt weiter geht das Hosting. Hier übernimmt ein Hosting-Anbieter die Betriebsverantwortung „von unten“, also der Hardware-Ebene und meistens auch Infrastruktur. Der Hosting-Anbieter kann diese Dienstleistungen günstiger bzw. flexibler anbieten. Die Betriebsaufgaben sind stark standardisiert und besitzen gleichzeitig nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf die Applikationsebene.
Für den Nutzer besteht ein Risiko vor allem dann, wenn ein System im Hosting nicht stabil läuft. Ist die Ursache nicht klar oder lässt sich nicht lokalisieren, findet sich der Anwender in einer „Sandwich-Position“ wieder: Er muss Hosting-Anbieter und Hersteller koordinieren. Dabei haben weder Hosting-Anbieter noch Softwarehersteller in dieser Konstellation eine vollständige Sicht auf das Gesamtsystem. Demnach kann die Fehlersuche schnell sehr aufwändig und zeitraubend werden.
Um dieses Szenario zu vermeiden, bieten heute viele Softwarehersteller Hosting-Konzepte an, bei denen der Softwarehersteller selbst das Hosting übernimmt. Unabhängig davon, ob das Hosting wiederum an einen Dienstleister ausgelagert wird oder nicht. So entsteht ein klarerer Schnitt, der den Betrieb und die vertragliche Situation vereinfacht.
Betrieb von Individualsoftware in der Cloud
Ganz anders stellt sich der Betrieb der Individualsoftware in der Cloud dar. Hier stehen zahlreiche Funktionen im Cloud-Ökosystem zur Verfügung, mit denen sich umfangreiche Systeme aufbauen lassen. Jede Funktion ist fest mit dem Betrieb der Funktion gekoppelt. Damit können in der Cloud plötzlich eine Vielzahl an Unternehmen am Betrieb beteiligt sein – und das über alle Ebenen. Das bedeutet ganz konkret:
- Die Betriebsverantwortung für die Hardware-Ebene übernimmt immer der Cloud-Betreiber wie beispielsweise Amazon, Microsoft oder Google. Der Nutzer kennt hier weder die verwendete Hardware noch die Konfiguration oder den Standort.
- Der Cloud-Betreiber stellt ebenfalls weite Teile der Infrastruktur und zentrale Elemente der Middleware zur Verfügung.
- Die sog. Cloud Solution Provider ergänzen die Cloud um Funktionen, die als Managed Service (Definition itwissen.info) zusätzlich eingebunden werden.
In der Konsequenz entsteht beim Betrieb einer Individuallösung in der Cloud eine Vielzahl an Vereinbarungen zu u.a. Kosten, Funktionsumfang und Verfügbarkeit. Die Aggregation aller Details auf Systemebene erfordert eine hohes Know-how in allen Komponenten und profunde Expertise im Umgang mit der Cloud. Auch im Betriebs-Monitoring (insbesondere 24/7) und in der Security bedarf es entsprechender Kompetenz. Nur Experten, die die Systemarchitektur und die Interaktion der Komponenten vollständig verstehen, können die Technik fundiert beurteilen und steuern.
Das bedeutet für Unternehmen, die ihre individuelle Lösung in der Cloud betreiben wollen, dass sie einen umfangreichen Kompetenzaufbau betreiben müssen und diesen auf hohem Niveau halten müssen. Oder sie vergeben den Betrieb in der Cloud an den Softwarehersteller.
Fazit: Der Betrieb für Individualsoftware will wohl durchdacht sein
On Premise, Hosting oder Cloud? Jede Betriebsart hat ihre eigenen Vorteile und Risiken. Diese abzuwägen und seine eigenen Anforderungen zu definieren, ist der erste und der wichtigste Schritt.
Für die meisten Unternehmen ist der Systembetrieb kein Kerngeschäft. Hierfür das notwendige Know-how aufzubauen und zu halten, ist aufwändig und braucht Ressourcen. Zudem wollen sich viele Unternehmen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Insofern ist es empfehlenswert, den Betrieb einer Individuallösung outzusourcen. Dabei sollte möglichst der Hersteller den Betrieb übernehmen, damit die Individuallösung stabil läuft, die Schnittstellen klar sind und der eigene Aufwand überschaubar bleibt.
Für Nutzer, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich wenig Gedanken über den Systembetrieb machen wollen, erhalten bei Seven2one alles aus einer Hand. Eine komplette Lösung von der individuellen Software bis zum Systembetrieb.
0 Kommentare