Die Energiewende erlebbar machen: das Schaufenster-Projekt C/sells

Panorama von Stuttgart

Wie lässt sich die Energieversorgung der Zukunft intelligent gestalten? Kann es statt weniger zentraler Versorger schon bald ein smartes Netzwerk aus autonomen, dezentralen Zellen geben, in denen Strom auf direktem Wege ganz nach Angebot und Nachfrage fließt? Und: Wie könnte ein solches regeneratives und partizipatives System für die Energiewelt von morgen aussehen? Genau mit diesen Fragen beschäftigt sich das in Europa derzeit einzigartige Schaufensterprojekt „C/sells“. Mit am Start: Seven2one.

C/sells – ein Name ist Programm

Drei Eigenschaften prägen den Leitgedanken des Projekts, das die Weichen für eine dezentrale Energiewende stellen soll: Zellularität, Partizipation und Vielfältigkeit. Die Zelle (engl. „Cell“) bildet die grundlegende Einheit, sei es geografisch als Stadt oder Stadtteil oder als einzelnes Objekt, wie etwa ein Flughafen oder eine Liegenschaft. Es gilt dabei das Subsidiaritätsprinzip: Jede Zelle versorgt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten optimal selbst und kooperiert dabei mit den benachbarten Zellen sowie übergeordneten Versorgungsnetzen.

Die Initiative setzt zudem auf eine breite Bewegung in der Bevölkerung, mit vielen aktiven Bürgerinnen und Bürgern, die vom passiven Verbraucher zum aktiven Energieproduzenten werden (Prosumer). Innovative Ideen und vor allem marktfähige Lösungen sollen entstehen, die sich verkaufen lassen („sell“) und neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen prägen werden. Vielfältige Einzellösungen für die zum Teil sehr unterschiedlichen Zellen sollen schon in naher Zukunft zu einem großen Ganzen zusammenwachsen – dem Energiemarkt der Zukunft.

Startschuss für fünf Modellregionen

C/sells ist eines von fünf regionalen Projekten, die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt werden. Dieses stellt im Rahmen des SINTEG-Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ 200 Millionen Euro bereit. Zusammen mit privaten Investitionen der beteiligten Partner stehen bundesweit 500 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren zur Verfügung.

Am 6. Dezember 2016 erhielten auch die Partner von C/sells ihren Förderbescheid. Das Projekt geht für Süddeutschland an den Start, im Verbund arbeiten die Bundesländer der Modellregion „Solarbogen Süddeutschland“, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, zusammen. Die Initiative übernehmen die Smart Grid-Plattform Baden-Württemberg e.V. (SmartGridsBW), die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE) München sowie der Energieversorger EAM aus Hessen. Gemeinsam werden sie in den nächsten Jahren ein zelluläres Energiesystem umsetzen, das partizipativ, sicher, umweltverträglich und kostengünstig ist. Einen Schwerpunkt bildet dabei naturgemäß Solarstrom, der in Deutschland zur Hälfte aus dem sonnenreichen Süden stammt.

Pionierarbeit für die Energiewende: Herausforderungen gemeinsam angehen

Am 1. Januar 2017 erfolgte der offizielle Projektstart von C/sells. In den ersten Monaten schufen wir zusammen mit unseren Projekt-Partnern Strukturen, definierten Anforderungen und entwickelten ein gemeinsames Verständnis: Wer beschäftigt sich womit, welche Marktrollen werden benötigt, welche Wünsche und Bedenken gibt es mit Blick auf die zukünftige Energieversorgung? Allen Projektbeteiligten wurde spätestens bei den ersten großen Arbeitstreffen klar, welche Potenziale ein derartiges Forschungsprojekt und eine solche Vielfalt interessierter und innovationsstarker Akteure zu bieten hat. Denn bei allen Unterschieden eint sie eine gemeinsame Idee: Sie alle wollen eine nachhaltige, zukunftsfähige und bezahlbare Energieversorgung mitgestalten.

Den richtigen Rahmen setzen

Wie steuert man so ein Mammut-Projekt mit so vielen Akteuren an unterschiedlichen Standorten? Durch eine effektive Struktur, Aufgabenteilung und regelmäßigen Austausch. Jeder einzelne Partner übernimmt bei C/sells einen eigenen Themenschwerpunkt. Das ermöglicht dezentrales Handeln, da jedes Arbeitspaket autonom arbeitet. Um die Ergebnisse zusammenzuführen und alle Aktivitäten zu synchronisieren, stimmen sich die Leitungen der Arbeitspakete mit jenen der Teilprojekte und der Gesamtprojektleitung auf diversen Kanälen wie Partnertreffen, Web-Sessions, etc. kontinuierlich ab.

Sieben Teilprojekte setzen in den kommenden Jahren bei C/sells den Rahmen, bestimmen die Methodik der fachlichen Arbeit und sollen den Umsetzungsprozess voranbringen.

Die Teilprojekte „Projektmanagement“ (T1) und „Umfeldgestaltung“ (T2) schaffen den organisatorischen Rahmen, koordinieren und regeln den Informationsfluss innerhalb des Projekts und kümmern sich nach außen um Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation. Hierzu gehören auch begleitende Events, wie Messen, Foren und Blogger-Touren zu beispielhaften Zukunftsorten. Die eigentliche fachlich-methodische Arbeit erfolgt in den Teilprojekten „Infrastruktur-Informationssystem IIS“ (T3), „Intelligente Energienetze“ (T4) und „Intelligente Energiemärkte“ (T5). Die in diesen Fachgruppen arbeiteten zellulären Ansätze werden in den Teilprojekten „Netzzellen“ (T6) und „Quartiere“ (7) als Demonstrationszellen umgesetzt. Sie sind sozusagen die „Praxiszwillinge“.

Eine kompakte Übersicht über die Teilprojekte gibt es auf der Webseite von C/sells.

Mit an Bord: Seven2one

Als assoziierter Partner arbeitet Seven2one gleich in vier Arbeitspaketen an der Energieversorgung von morgen mit. C/sells bietet uns die Gelegenheit, unsere Kompetenz in Energiewende-Themen in konkrete Projekte einzubringen, neue Impulse mitzunehmen sowie Technologietrends frühzeitig kennenzulernen. Fachlich steuert Seven2one wichtiges Know-how aus gleich zwei BMWi-Forschungsprojekten bei: Im Projekt „SmartEnergyHub“ entwickelten wir mit Partnern ein ganzheitliches Energiemanagement in Echtzeit für den Flughafen Stuttgart. Um die netzdienliche Nutzung von Flexibilität für zukunftsfähige Verteilnetze geht es im Projekt „grid-control“.

Forschungsbeitrag für intelligente Netze und Märkte

Im Teilprojekt „Infrastruktur-Informationssysteme IIS“ bringt Seven2one seine Plattform-Erfahrung bei der Architektur des IIS ein, welche auf dem Smart Grid Architekturmodell (SGAM) aufbaut, ein. Konkret bedeutet dies: Wir partizipieren bei der Definition der nötigen Anforderungen an das technische System, der Use Cases und der Prozesse, etwa für den Fall von Versorgungsengpässen.

Bei der Arbeit an den Netzen der Zukunft lassen wir unser Know-how aus dem Forschungsprojekt grid-control einfließen. Hier geht es um die Frage, wie volatile Stromerzeugung und flexible Stromnachfrage bei Engpässen zu steuern sind, um Netzengpässe zu vermeiden. Dazu gehört die Speicherung von Elektrizität ebenso wie die aktive Nutzung von Lastverschiebungspotentialen (Flexibilität) in den Zellen. Im Vordergrund steht dabei eine marktorientierte Gestaltung von Rollen und Schnittstellen bei der Netzorganisation.

Beim Teilprojekt „Intelligenten Energiemärkte“ ist Flexibilität das zentrale Querschnittsthema. Hier steuern wir unsere Expertise aus dem Forschungsprojekt SmartEnergyHub bei: Für den Flughafen Stuttgart haben wir eine Lösung entwickelt, damit er als Betreiber einer kritischen Infrastruktur sein Energiemanagement optimieren und die Flexibilität vermarkten kann. Dahinter verbirgt sich die spannende Frage, wie sich gewerbliche Areale als lokale Zellen in das zelluläre, übergeordnete und nachhaltige Energiesystem von C/sells eingliedern lassen. Auch hier hat die Nutzung individueller Flexibilitätspotenziale eine zentrale Bedeutung. Ein Augenmerk gilt dabei nicht zuletzt auch dem Datenschutz und der Informationssicherheit. Darüber hinaus stellen wir sicher, dass die Flexibilität des Flughafens im Rahmen des C/sells-Verbundes bereitgestellt wird. Der Flughafen Stuttgart ist selbst als Musterquartier Partner von C/sells.

Erklärtes Ziel: die erfolgreiche Umsetzung

Für alle Beteiligten an Europas einzigartigem Schaufensterprojekt gilt: C/sells bietet die einmalige Gelegenheit, die Machbarkeit der Energiewende als einem intelligenten Energiesystem in den kommenden drei Jahren unter Beweis zu stellen. 800.000 aktive Prosumenten und bis zu 30 Millionen Einwohner können schon bald von den Ergebnissen profitieren. Wir bei Seven2one sind stolz, hierfür einen Beitrag zu leisten und alle Helden der Energiewende dabei aktiv zu unterstützen.

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