Was können Industrieunternehmen tun, um ihre Energiekosten zu optimieren, um weiterhin – auch international – wettbewerbsfähig zu sein? Der Strompreis spielt im Energiemix der Industrie eine wichtige Rolle. Laut Statista sind die Strompreise kontinuierlich angestiegen. Trotz der Ausnahmen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wie z.B. die besondere Ausgleichsregelung, zahlen Industrieunternehmen in Deutschland im europäischen Vergleich die höchsten Preise. Und für den Kohleausstieg rechnen viele Unternehmen mit weiter steigenden Strompreisen.
Ein Weg, um die Energiekosten im Unternehmen zu optimieren und das eigene Energiesystem ganzheitlich aktiv zu bewirtschaften, ist der Ansatz der kontinuerlichen Betriebsoptimierung.
Bis zu 20% Energiekosten einsparen
Projekte (siehe auch Seven2one Projekte) haben gezeigt, dass Unternehmen durch Optimierung bis zu 20% Energiekosten einsparen können. Ein Rechenbeispiel: Eine Produktionsunternehmen verbraucht 7 GWh Strom pro Jahr für seine diversen Arbeitsprozesse. Mit einer kontinuierlichen Optimierung könnte das Produktionsunternehmen Energiekosten bis zu 224.000 Euro pro Jahr einsparen.
Dabei gilt: Je komplexer das Energiesystem, desto höher das Optimierungspotenzial. Speichermöglichkeiten, variable Preise, flexible Verbraucher sind Faktoren, die – neben anderen – die Komplexität eines Energiesystems erhöhen. Mit jeder Variablen steigt auch die Menge der Input-Parameter, die zu verarbeitenden Datenmassen und die Abhängigkeiten. Und genau in den Abhängigkeiten steckt das Optimierungspotenzial, das es in einem komplexen Energiesystem auszuloten gilt.
Was ist kontinuierliche Betriebsoptimierung?
Bisher haben Unternehmen mit einer Betriebsoptimierung ihre Kraftwerke so gefahren, dass sie ihren Energiebedarf mit möglichst geringen Kosten decken. Demnach ging es darum, einen optimalen Fahrplan auf der Basis minimaler Betriebskosten unter Berücksichtigung von Rahmenbedingungen wie An- und Abfahrrampen, geplanter Wartungsfenster, etc. zu ermitteln.
Eine kontinuierliche Betriebsoptimierung hebt darüberhinaus die Optimierungspotenziale im laufenden Betrieb. Sie bezieht Verbraucher, Erzeuger und Speicher in die Optimierung ein und berücksichtigt ihre Flexibilitätspotenziale. Ändern sich die Bedingungen z.B. durch einen veränderten Wärme- oder Kältebedarf oder Anlagenausfall, wird ein neuer optimaler Fahrplan für die aktuellen Rahmenbedingungen errechnet. Demnach ist eine kontinuierliche Betriebsoptimierung eine Optimierung des gesamten Energiesystem – über Erzeuger, Speicher und Verbraucher sowie alle Sektoren und Energieträger hinweg.
Erzeugung, Verbrauch und Speicher verzahnen – Energiekosten optimieren
Ganz konkret bedeutet dies: Die kontinuierliche Betriebsoptimierung verzahnt Erzeugung, Verbrauch und Speicher im industriellen Energiemanagement – von der Datenerfassung über die Optimierung und Fahrplanerstellung bis hin zur Anlagensteuerung. Aktuelle Informationen aus Zählern und Sensoren der Komponenten werden untertägig erfasst und mit zusätzlichen Informationen, wie z.B. Wetterdaten und Preisen, angereichert. Daraus ermittelt eine Software optimale Fahrpläne für die aktuellen Rahmenbedingungen. Dabei bezieht die kontinuierliche Betriebsoptimierung die Volatilität der Rahmenbedingungen ein und liefert die notwendigen Vorgaben für den Einsatz aller Komponenten im Energiesystem. (siehe auch Blogbeitrag Klassisches versus prognosebasiertes Energiemanagement)
Neben Energiekosten optimieren, auch weitere Ziele umsetzbar
Mit einer kontinuierlichen Betriebsoptimierung können Industrieunternehmen ihr Energiesystem auch nach weiteren Zielen steuern. Ziele können u.a. sein: CO2-Emissionen reduzieren oder Versorgung sichern. Den Unternehmen liegen alle Informationen vor, um z.B. bei Nichtverfügbarkeiten reagieren und das System ad hoc auf die neuen Bedingungen hin anpassen zu können.
Nicht nur die Windkraft boomt, auch die Solarbranche hat in den vergangenen Monaten ein fulminantes Comeback gefeiert. Der weltweite Wandel zu grünen Energien ist nicht mehr aufzuhalten, Unternehmen und Privatleute wollen immer häufiger die Kraft der Sonne für den eigenen Stromverbrauch nutzen. Nach der Wahl von Joe Biden hat die Branche noch einmal Fantasie hinzugewonnen, die Aktien schossen nach dem Sieg des Demokraten förmlich nach oben.
source :https://www.der-spiegel.net/2021/01/der-wind-hat-sich-gedreht.html